Ausstellungseröffnung in der galerie KUB: Währenddessen an einem anderen Ort. Ein Jahrhundert des tschechischen Comics
Nur wenige Tage vor Beginn der Leipziger Buchmesse feiert am 15. März, 19 Uhr, die galerie KUB die Vernissage der Ausstellung „Währenddessen an einem anderen Ort. Ein Jahrhundert des tschechischen Comics“.
Auf die Gespräche mit den Gästen des Abends freuen sich Kurator Tomáš Prokůpek und Martin Krafl, Programmkoordinator Gastland Tschechien auf der Leipziger Buchmesse. Die Ausstellung ist noch bis zum 31. März zu besichtigen.
Erst in den letzten Jahren eroberten sich Graphic Novels wie „Alois Nebel“ des tschechischen Comic-Zeichners Jaromír 99 ihren Platz auch bei deutschen Lesern. Das Werk wurde mit zahlreichen Preisen bedacht und wird vom Autor zur Buchmesse live in der galerie KUB vorgestellt. Doch die Erfolgsgeschichte tschechischer Comics reicht nicht nur in die Zeit nach der Samtenen Revolution vor 30 Jahren zurück. Die Geschichte des Comics ist so alt die wie die 1918 gegründete Republik Tschechoslowakei. Daher beleuchtet die Ausstellung „Währenddessen an einem anderen Ort“ ein Jahrhundert des tschechischen Comics – vom Comic im Dritten Reich über die Zeit des Kommunismus bis hin zu aktuellen Comics und Graphic Novels.
Konzipiert wurde die Ausstellung von zwei Comic-Liebhabern, die sich auch wissenschaftlich mit der Theorie und Literaturgeschichte des Comics auseinandersetzen. Pavel Kořínek ist wissenschaftlicher Mitarbeiter des Instituts für tschechische Literatur an der Akademie der Wissenschaften Prag. Tomáš Prokůpek forscht an der philosophischen Fakultät der Palacký Universität in Olomouc und ist zugleich Herausgeber der Comic-Sammlung AARGH!
Die Comic-Ausstellung stellt die tschechische Comic-Kunst in der Vielfalt ihrer Formen und im historischen Zusammenhang vor. Durch das Prisma des Comics gibt sie Einblick in die Geschichte einer Republik, die seit ihrer Gründung stürmische Zeiten erlebte. Statt einer chronologischen Präsentation zeigt sie, wie stark Themen wie die Besetzung der Tschechoslowakei, die kommunistische Machtübernahme, der Prager Frühling, die Zeit der Normalisierung, die Revolution und schließlich die Digitalisierung das künstlerische Schaffen zwischen Freiheit und strikter Zensur prägten. Momente der kollektiven Hoffnung und der Umgang mit Bedrohung sind Motive, die stets Eingang in den gegenwärtigen tschechischen Comic finden. Dazu die Kuratoren: „Eine strikt chronologische Darstellung (...) böte auf den ersten Blick zwar einen festen und unstrittigen darstellenden Rahmen, in Wahrheit aber nötigt sie alle Beteiligten zu verbindlichem Gehorsam. Verbindlichkeit und erzwungenen Gehorsam erlebte der tschechische Comic im 20. Jahrhundert nur zu Genüge und auf dieser Schiene möchten wir ganz bestimmt nicht weiterfahren.“
Foto: ©Tschechisches Zentrum Wien