Blickwechsel: Drei Fragen an Kateřina Tučková aus Leipzig
Der "Blickwechsel" zwischen Leipzig und Brünn steht im Mittelpunkt des Residenzautorenaustauschs. Daher erzählt in unserer gleichnamigen Reihe jeden Monat eine andere Autorin / ein anderer Autor, wie sie / er die jeweilige Stadt und ihre Menschen erlebt und welche Inspiration dies für die eigene Arbeit bedeuten kann. Im November laden wir ein zum "Blickwechsel" mit Kateřina Tučková aus Leipzig und bitten sie, uns zu erzählen:
Wenn ich durch Leipzig gehe, dann sehe ich …
wunderbare Gebäude aus der Zeit, als die Textilindustrie in Leipzig auf ihrem Höhepunkt war. Das erinnert mich an meine Heimatstadt Brünn. Auch hier war die Textilindustrie prägend für die Stadtentwicklung. Allerdings kümmert sich Leipzig stark um den Erhalt dieser speziellen Architektur, während die alten Industriebauten in Brünn verfallen. Das ist wirklich schade, denn Leipzig zeigt, wie fantastisch die Verbindung von Vergangenheit und Gegenwart über die Neunutzung der Gebäude funktionieren kann. Bestes Beispiel ist für mich das Gelände der Leipziger Baumwollspinnerei im Leipziger Westen, das heute ein großes Kreativzentrum beherbergt.
Wenn ich die Menschen der Stadt beobachte, wüsste ich von ihnen gern …
wie die Leipziger es schaffen, ihr Leben angesichts der ungeheuren kulturellen Vielfalt an Angeboten zu managen. Es fällt einem unglaublich schwer, sich zu entscheiden.
Für meine eigene Arbeit beflügelt mich ...
indem ich mich umschaue, mit Leuten rede und natürlich lese. Eine Tasse guten Kaffees ist dabei immer sehr hilfreich – und ich wurde in Leipzig nicht enttäuscht! Ich fand in der Universitätsstraße eine tolle kleine Kaffee-Bar "Bohemian Kids", die von Tschechen betrieben wird und in der ich mich stärken konnte, bevor ich mich wieder auf Entdeckungsreise durch Leipzig begab.
In der Zeit von August 2018 bis Januar 2019 dürfen wir auf zehn Stipendiaten-Reisen gespannt sein: Fünf deutsche Autorinnen und Autoren besuchen Brünn und fünf tschechische die Partnerstadt Leipzig. Das tschechisch-deutsche Residenzprogramm wird veranstaltet von der Mährischen Landesbibliothek, der Leipziger Buchmesse, den Partnerstädten Leipzig und Brünn, dem Goethe-Institut Prag und der Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft mbH. Medienpartner ist die Leipziger Volkszeitung.
Fotos: Kateřina Tučková
Kateřina Tučková in der aktuellen Ausstellung in Halle 14, Leipziger Baumwollspinnerei und im Café "Bohemian Kids" in der Universitätsstraße.