Deutschsprachige Autoren in Tschechien zu Gast im Literaturhaus Leipzig – mit Jindřich Mann, David Stecher und Egbert Pietsch
Franz Kafka, Max Brod oder Egon Erwin Kisch – die Liste deutschsprachiger Autoren in Tschechien von Weltgeltung ist lang. Um diesen und zeitgenössischen Autoren auch in ihrer Heimat wieder ein Podium zu geben, gründeten im Jahr 2004 die deutschschreibende Prager Schriftstellerin Lenka Reinerová (1916–2008), der Botschafter a.D. der Tschechischen Republik in Berlin, František Černý (1931*), und der damalige Vorsitzende der Franz Kafka Gesellschaft, Prof. Kurt Krolop (1930–2016), das Prager Literaturhaus deutschsprachiger Autoren.
Um die Wahrnehmung und Wiederbelebung des Kulturerbes der deutschsprachigen Literatur aus den böhmischen Ländern auch in Deutschland zu fördern, veranstaltet das Prager Literaturhaus erstmals einen gemeinsamen Abend mit dem Literaturhaus Leipzig. Im Rahmen des Tschechischen Kulturjahres stellen die beiden Häuser am 12. November, 19:30 Uhr, im Literaturhaus Leipzig zwei deutschsprachige Autoren in Gespräch, Lesung und Film vor: Jindřich Mann und Lenka Reinerová.
Autor und Filmemacher Jindřich Mann, der in Prag als Sohn des Schriftstellers Ludvík Aškenazy und seiner Frau Leonie Mann geboren wurde, emigrierte unmittelbar nach dem Einmarsch der Truppen des Warschauer Paktes in Prag 1968 mit den Eltern und dem jüngeren Bruder nach München. Er studierte und lebte dann in Westberlin. 2007 veröffentlichte er im Rowohlt Verlag das Buch „Prag, poste restante“, in dem er die Geschichte seiner Familie schildert – dazu gehört auch sein Großvater, der Schriftsteller Heinrich Mann. 2017 erschien im tschechischen Labyrint Verlag die Erzählsammlung „Lední medvěd“ („Der Eisbär“). Jindřich Mann schreibt auf Deutsch und Tschechisch und lebt in Prag und in Berlin. 2018 verbrachte er einen Monat als Stipendiat des Prager Literaturhauses in Wiesbaden.
Der zweite Teil des Abends ist Lenka Reinerová gewidmet, die in Prag 1916 geboren wurde und 2008 gestorben ist. Nach ihrer Flucht aus Prag 1938 wurde sie in Frankreich interniert, konnte jedoch zunächst nach Marokko und dann nach Mexiko entkommen. 1948 kehrte sie gemeinsam mit ihrem Mann in ihre Heimatstadt Prag zurück, wo sie Anfang der fünfziger Jahre Opfer der stalinistischen Säuberungen wurde und nach fünfzehn Monaten in Untersuchungshaft mit ihrer Familie in die Provinz abgeschoben wurde. Erst 1964 folgte die Rehabilitation. Vier Jahre später, nach dem Ende des Prager Frühlings 1968, erhielt sie Schreibverbot, wurde aus der Partei ausgeschlossen und verlor ihre Arbeit in einem Verlag.
David Stecher, Direktor des Prager Literaturhauses zeigt den Dokumentarfilm „Lenka Reinerová. Prags letzte deutschsprachige Autorin“ (2007, Regie: Frank Gutermuth).
Zudem wird Egbert Pietsch, Geschäftsführer des Leipziger Stadtmagazins „kreuzer“ die neueste Ausgabe ihres Zeitzeugen-Buches „Alle Farben der Sonne und der Nacht“ (kreuzer books 2019) vorstellen.
Eintritt frei
Eine Veranstaltung des Prager Literaturhauses deutschsprachiger Autoren und des Literaturhauses Leipzig e. V. in Kooperation mit der Mährischen Landesbibliothek Brünn (Tschechien2019Leipzig)
Logo: Literaturhaus Leipzig