Die Nähe wiederherstellen – Gastland Tschechien veröffentlicht Programm-Höhepunkte
Die Veranstalter von „Tschechien – Gastland der Leipziger Buchmesse 2019“ haben am 27. November in der Botschaft der Tschechischen Republik Berlin die Höhepunkte des Leipziger Messeauftritts (21.-24.3.2019) vorgestellt.
In seiner Begrüßungsrede erinnerte der Gastgeber der Pressekonferenz S.E. Tomáš Jan Podivínský, Botschafter der Tschechischen Republik, an den 100. Jahrestag seit der Gründung der selbständigen tschechoslowakischen Republik 1918 sowie an die wichtigste Persönlichkeit der Gründungszeit, den humanistisch orientierten ersten tschechoslowakische Staatspräsidenten Tomáš Garrigue Masaryk, der selbst für die enge Verbindung zum Nachbarland Deutschland steht: In Leipzig lernte er seine Ehefrau kennen, und in Leipzig studierte er an der Universität, die wiederum von Studenten und Professoren der Prager Karls-Universität gegründet worden ist.
Nähe und die enge Verbindung zwischen Deutschland und Tschechien waren auch gute Stichworte für den Projektleiter und Direktor der Mährischen Bibliothek Prof. Tomáš Kubíček: „Die globalisierte Welt hat unsere Aufmerksamkeit irgendwohin hinter den Horizont abgezogen, und wir haben ein bisschen vergessen, wie wichtig Nachbarschaft ist, welche auf der Nähe und dem gegenseitigen Kennenlernen beruhen sollte“, erklärte er in Berlin. „Die Wiederherstellung der Nähe ist also eines der wichtigsten Ziele des Tschechischen Kulturjahres.“
Der Gastlandauftritt Tschechiens auf der Leipziger Buchmesse sei ein ganz besonderer, betonte zudem Oliver Zille, Direktor der Leipziger Buchmesse: „Nicht nur, weil er in ein komplettes Kulturjahr im deutschsprachigen Raum eingebettet ist, sondern auch, weil er mit mehr als 60 Neuübersetzungen und über 130 Veranstaltungen dem Publikum einen besonders vielseitigen Einblick in Tschechiens Kultur offeriert. Mit der Leipziger Buchmesse und unserem Lesefest ‚Leipzig liest‘ können wir dem Gastlandauftritt die perfekte Bühne bieten und zugleich den tschechischen Autoren eine neue Leserschaft eröffnen.“
Von Comiczeichner bis Klassiker
In insgesamt 130 Veranstaltungen präsentiert das Gastland in Leipzig 60 tschechische Autorinnen und Autoren sowie rund 60 Neuerscheinungen. Die tschechischen Neuerscheinungen umfassen rund 33 Romane, 10 Lyrikbände, 5 Sachbücher, 3 Kinder- und Jugendbücher, 2 Comics, 2 Theater-Anthologien und zudem Klassiker der tschechischen Literatur von Karel Hynek Mácha, Karel Poláček, Vítězslav Nezval, Jiří Weil und Josef Váchal.
Der tschechische Gastlandauftritt startet bereits am 19. März in Dresden, wo zahlreiche tschechischen Autorinnen und Autoren auf ihrer Zugfahrt nach Leipzig einen Zwischenhalt einlegen und beim Literaturabend am Dresdner Hauptbahnhof auftreten. Am selben Abend läutet das Haus des Buches den Gastlandauftritt in Leipzig ein und lädt zum Literaturabend mit Pavel Kohout und seiner Tochter Tereza Boučková.
Nach der Eröffnungsveranstaltung der Leipziger Buchmesse am 20. März im Gewandhaus zu Leipzig tritt Jaroslav Rudiš mit einem Konzert seiner viel gefeierten Kafka Band in der Schaubühne Lindenfels auf.
An den Buchmessetagen (21. bis 24. März) lädt Tschechien zu einem vielfältigen Angebot auf dem Messegelände und in der Leipziger Innenstadt.
Bereits beim Eintritt in die Glashalle empfängt die Messebesucher eine spektakuläre Skulptur des Künstlers David Černý, die einen Trabbi auf vier menschlichen Beinen darstellt und den Titel „Quo Vadis“ trägt. Die Skulptur ist dem Sommer 1989 gewidmet, als 4.000 Ostdeutsche den Garten der damaligen westdeutschen Botschaft in Prag besetzten, bevor sie politisches Asyl erhielten: Sie reisten aus und ließen nur ihre Trabbis zurück.
Auf dem Messegelände, vor allem am tschechischen Stand in Halle 4, finden jeden Tag Lesungen und Diskussionen unter einem bestimmten Thema statt, für das jeweils ein tschechischer Schriftsteller Pate steht:
- am 21. März: „Literatur im Ausnahmezustand“ mit Patin Radka Denemarková,
- am 22. März: „Aufbruch und Wandlung - Generation 89“ mit Pate Jaroslav Rudiš,
- am 23. März: „Krisenzeiten? - Europa heute“ mit Pate Jiří Přibáň,
- am 24. März: „Literatur der Beunruhigung“ mit Pate (angefragt).
Eine eigene Bühne für Kinder und Jugendliche sowie für Comics gibt es in Halle 2. Dort finden unter der Patenschaft von Iva Procházková und Petr Sís Lesungen und kreative Workshops statt.
In der Leipziger Innenstadt sind im Rahmen von „Leipzig liest“ besondere tschechische Abende unter anderem in der Galerie KUB, im Café Telegraph, im Schauspiel Leipzig, in der Schaubühne Lindenfels und in der Leipziger Stadtbibliothek geplant. Doch damit nicht genug: Denn der Buchmesse-Auftritt wird in ein tschechisches Kulturjahr eingebettet, das von Oktober 2018 bis November 2019 den Fokus auf die tschechische Literatur und ihre Nachbarkünste legt: Film, Fotografie, Musik, Comic und Designkunst.
Nicht nur die Literatur, auch der tschechische Film wird in Leipzig eine Rolle spielen: Kurz vor der Buchmesse gibt es die Filmpremiere „Orangentage“ des gleichnamigen Romans von Iva Procházková. Anschließend startet eine Reihe literarischer Verfilmungen tschechischer Klassiker in der Schaubühne Lindenfels in Zusammenarbeit mit dem Nationalen Filmarchiv der Tschechischen Republik, neu digitalisiert und mit deutschen Untertiteln versehen.
In der Stadt Leipzig sind darüber hinaus zahlreiche Ausstellungen geplant: Die Stadtbibliothek Leipzig stellt zeitgenössische Kinderbuch-Illustratoren aus (19.1.-13.4.) und zeigt zudem eine Fotoausstellung von Karel Cudlín mit künstlerischen Porträts tschechischer zeitgenössischer Schriftstellerinnen und Schriftsteller (18.3.- 22.6.). Das Deutsche Buch- und Schriftmuseum lenkt den Blick auf tschechische Avantgardekunst (6.2.- 11.8.). Die Foto-Ausstellung „Pavel Kohout – Mein tolles Leben mit Hitler, Stalin und Havel“ (20.3.- 24.4.) wird vom Haus des Buches veranstaltet. „Jiří Gruša – Schriftsteller und Diplomat – sein Leben und Werk“ stellt das Rathaus Leipzig am 22.3. sowie die VHS Leipzig, 25.3. bis 13.4. vor. Und in der Galerie KUB wird tschechische Geschichte im Comic zu sehen sein (8.3.-13.4.).
Weiterführende Informationen finden Interessierte im Pressebereich oder den Autorenprofilen unserer Website.
Foto: Dirk Bleicker: v.l.n.r. Martin Krafl, Oliver Zille, S.E. Tomáš Jan Podivínský, Botschafter der Tschechischen Republik, Tomáš Kubíček.