Gastland Tschechien: 60 Autoren und 60 Neuübersetzungen zu Gast in Leipzig

Wer kennt sie nicht, die großen Namen der tschechischen Schriftsteller, die sich rund um den Prager Frühling für Freiheit und Demokratie engagierten? Klíma, Kohout, Havel, Gruša, Kundera haben zahlreiche Leser in Deutschland gefunden. Was aber wissen wir über die jüngeren Autoren aus Tschechien? Welche Themen bewegen sie? Welche literarischen Gattungen nutzen sie? 

Allen, die sich für das Nachbarland interessieren, bietet der Gastlandauftritt zur kommenden Leipziger Buchmesse vom 21. bis 24. März 2019 einen Einblick in die literarischen und damit gesellschaftlichen Entwicklungen Tschechiens. Anlässlich des Gastlandauftritts präsentieren insgesamt 60 Autoren 60 Neuerscheinungen. Davon sind rund 33 Romane, 10 Lyrikbände, 5 Sachbücher, 3 Kinder- und Jugendbücher, 2 Comics, 2 Theater-Anthologien sowie Klassiker der tschechischen Literatur von Karel Hynek Mácha, Karel Poláček, Vítězslav Nezval, Jiří Weil und Josef Váchal.

Mehrere in Deutschland bereits bekannte tschechische Autorinnen und Autoren sind dabei, so etwa Literaturhaus-Preisträger Jaroslav Rudiš mit seinem neuen, erstmals auf deutsch verfassten Roman „Winterbergs letzte Reise“ (Luchterhand Literaturverlag), Radka Denemarková, die ihr neues Buch „Ein Beitrag zur Geschichte der Freude“ (Hoffmann und Campe) vorstellt und Jáchym Topol, der mit „Ein empfindsamer Mensch“ (Suhrkamp Verlag) einen furiosen neuen Roman vorlegen wird. Außerdem kommt einer der Stars der tschechischen Literaturszene nach Leipzig: Pavel Kohout, Wortführer des Prager Frühlings und Mitverfasser der legendären Charta 77. Er präsentiert sein Buch „Aus den Tagebüchern eines Europäers“ (Osburg Verlag 2019), und wird eine Ausstellung über sein Leben und Werk eröffnen.

Zu den neu zu entdeckenden, in Tschechien bereits sehr erfolgreichen und herausragenden Schriftstellerinnen und Schriftstellern gehört Iva Pekárková, Leipziger Residenzautorin im Monat Dezember, mit ihrem Buch „Noch so einer“ (Wieser Verlag 2019). Sie thematisiert die eigenen Fluchterfahrungen vor 1989 und setzt sich seit langem gegen Fremdenfeindlichkeit ein – gerade in der heutigen Tschechischen Republik eine wichtige Stimme.

Kateřina Tučková, die aktuelle Residenzautorin in Leipzig, kommt zur Buchmesse mit ihrem soeben im Klak Verlag erschienen Roman: „Gerta. Das deutsche Mädchen“, das die gemeinsame deutsch-tschechische Geschichte, Flucht und Vertreibung der Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg beleuchtet – ein Thema, das viele Menschen auch hierzulande noch immer bewegt und in Tschechien vehement diskutiert wird.

Die Graphic Novel-Autoren Jan Novák und Jaromír 99 stellen in Leipzig ihren neuesten Titel „Tschechenkrieg“ (Verlag Voland & Quist) vor. Bekannt wurde Jaromir 99 vor allem durch seine Mitarbeit an der Graphic Novel „Alois Nebel“, gemeinsam mit Jaroslav Rudiš.

Bianca Bellová („Am See“, Verlag Kein & Aber) und Jan Němec („Die Geschichte des Lichts“, Osburg Verlag) sind die zwei tschechische EU-Literaturpreisträger unter den Leipziger Gästen. Und Marek Šindelka („Der Fehler“, Residenz Verlag) gilt als vielversprechendes Talent unter den jüngeren Autoren in der tschechischen Literatur.

Mit Marek Toman („Die große Nachricht vom schrecklichen Mord an Simon Abeles“) und Karel Poláček („Die Bezirksstadt“) sowie Karol Sidon („Traum von meinem Vater“) sind wichtige jüdische Themen vertreten.

Ein weiteres Highlight unter den Neuerscheinungen ist die nun abgeschlossene zehnbändige Werkausgabe von Jiří Gruša, dem weit über die Grenzen hinaus bekannten Schriftsteller und Diplomaten.

Als Kinderbuch in der besten tschechischen Tradition, mit überbordender Phantasie und viel Humor geschrieben, gilt Pavel Šruts und Galina Miklínovás „Die Sockenfresser“ (Fischer Kinder- und Jugendbuchverlage), das in Tschechien bereits überaus erfolgreich ist. Iva Procházková ist eine der bekanntesten tschechischen Kinderbuchautorinnen. In Leipzig wird sie sich zudem als Krimiautorin mit ihrem neuen Buch „Der Mann am Grund. Der erste Fall von Kommissar Holina“ (Braumüller Verlag) vorstellen.

Außerdem sei auf zwei bedeutende literarische Projekte verwiesen: Die Zeitschrift für Literatur und Kunst Ostragehege, seit 1994 ein Schrittmacher im deutsch-tschechischen Kulturaustausch, publiziert die Sonderausgabe „Neue Texte aus Tschechien“ mit Prosa, Gedichten, Essays zur tschechischen Literaturszene und zu einem der bekanntesten tschechischen Maler: Lubomír Typlt. Der Brünner Verlag Větrné mlýny Brno und der Klagenfurter Wieser Verlag bringen gemeinsam eine Edition tschechische Auslese heraus, die zehn bedeutenden Autorinnen und Autoren gewidmet ist: Petra Soukupová, Iva Pekárková, Jiří Hájíček, Markéta Pilátová, Jiří Kratochvil, Michal Viewegh, Michal Ajvaz, Eugen Brikcius, Vladimíra Valová und Dora Čechova.

Weiterführende Informationen finden Interessierte im Pressebereich oder den Autorenprofilen unserer Website. 

Foto: Dirk Bleicker: Martin Krafl in der Botschaft der Tschechischen Republik, Berlin.

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